1992 - Guru Hermann und die letzten Wochen in Arloff - Black Rose Mobile Home

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1992 - Guru Hermann und die letzten Wochen in Arloff

BR Story > die Jahre
Countdown in Arloff
Nach unserem Auftritt in der Halle war es mal wieder Zeit für Veränderungen. Ein Schlagzeuger musste her. Er sollte die Stücke etwas lebendiger und dynamischer werden lassen, denn die Rhythmen unseres Drum-Computers erschienen uns doch ein wenig zu statisch. Also wurde eine Anzeige im Fachblatt aufgegeben. Auf diese meldete sich Andre aus Lommersum-Derkum, der sich gerade von seiner Band „Alle Alle" verabschiedet hatte. Andre spielte schon jahrelang Schlagzeug und brachte ein tolles Drumset von Remo mit.
Andre am Schlagzeug
Wir begannen mit Andre zu proben, um zu sehen, ob er überhaupt was mit unserer Musik anfangen konnte. Aber das war bei ihm kein Problem, denn Andre wollte einfach nur Schlagzeug spielen. Er konnte sich den ganzen Tag im Proberaum aufhalten, ließ die unterschiedlichsten Musikrichtungen von Kassette laufen und spielte dazu mit. Ob Frank Zappa oder Hardrock, er konnte alles spielen. Was mir ein wenig gefehlt hat, war eigene Ideen in die Musik mit einzubringen. Wir hatten in unseren Stücken die Drums in den Computer eingegeben, und wenn wir das Andre vorspielten, spielte er das genauso wieder, wie wir es eingegeben hatten.
Andre brachte auch immer einen kleinen Tauchsieder mit, um sich Kaffee zu machen. Ich kann mich noch an manche Probe erinnern, wo Andre seinen Tauchsieder vor seinem Schlagzeug aufgestellt hatte, wir aber an einem längeren Stück arbeiteten und Andre nicht merkte, das vor seinem Schlagzeug das Wasser kochte und es nur noch so dampfte.
In dieser Zeit kam auch noch ein Gitarrist vorbei. Ich weiß nicht, wie der Kontakt zustande kam und kenne auch nicht mehr seinen richtigen Namen. Wir nannten ihn „Jacobs Krönung"; warum auch immer. Aber er war nicht so oft dabei, weil er echt nerven konnte, indem er vor seinen Verstärker kniete und Rückkopplungen verursachte, nicht mein Ding. Ich empfand das nur als Krach.
im Übungsraum
Und dann kam der Hammer. Wir hatten zwar schon eine Vorahnung gehabt, weil unser Vermieter gleich neben unserem Proberaum ein Hotel baute. Aber das es dann so kommen musste, war echt traurig. Der Mietvertrag lief noch auf Friedel, der damals den Kontakt zustande brachte. Und an Friedel war auch folgender Brief gerichtet.
Kündigung
Das war natürlich eine schlimme Nachricht für uns, ein kleiner Schock, der zuerst mal verdaut werden musste. Wo würde man auf die Schnelle so einen tollen, neuen Proberaum finden, in dem man sich genau so wohl fühlen konnte wie in dem alten. Unmöglich, denn er war optimal. Die Größe, die Lage, alles stimmte. Und jetzt musste er ausgeräumt werden. Wie auch immer, das war das Ende einer tollen Zeit in Arloff. Auch jetzt, wenn ich an der Black Rose Story weiter arbeite, vermisse ich den Raum eigentlich immer noch.
Es sprach sich schnell rum, dass wir die Kündigung bekommen hatten. Aber auf jeden Fall wollten wir eine Abschiedsparty geben. Ich fragte alle, die bis dahin bei Black Rose mitgespielt hatten, ob Sie am 28. März 1992 auf unserer Entweihungsparty mitspielen wollten. Wir wollten den letzten Abend mit all unseren Freunden genießen und nochmal unsere Stücke live präsentieren. Und alle sagten zu.
Karneval in Arloff - Guru Hermann
Bevor wir uns von unserem Proberaum verabschieden mussten, lag noch Karneval an. Zwei Rosenmontagszüge hatten wir schon mitgemacht und immer mehr von unseren Freunden waren so begeistert davon, dass sie dieses Jahr auch unbedingt mitmachen wollten. Also wurde eine Versammlung einberufen (diese Treffen waren immer gut und endeten eigentlich regelmäßig in einer Party). Hier sollte ein Motto gefunden werden. Favorit war schließlich die Idee, so etwas wie der Guru Bhagwan in Indien zu machen.
Guru Bhagwan
Guru Bhagwan
Der hatte in den 80zigern echt viele Anhänger und war öfter im TV zu sehen, wie er aus einem seiner Rolls Royce seinen Sanyassins zuwinkte. Diese trugen orangene Kleidung sowie eine Mala, eine Holzkette mit 108 Holzkugeln und einem Bild des Meisters. Das war unsere Vorlage. Wir besorgten uns Stoff und dann wurden Kutten genäht. 

Aber wer machte den Guru ? 
Zuerst, glaube ich, wurde Josef Zimmermann favorisiert, aber den brauchten wir ja nicht zu fragen, weil er Rosenmontag hinter der Theke seiner Kneipe stand. Dann fragte ich meinen Vater und der sagte sofort zu. Er fand die Idee richtig gut und freute sich schon drauf. Mein Vater war also unser „Guru Hermann" und wir seine Jünger.
Das konnte nur lustig werden und alle waren voll bei der Sache. Die Kutten waren fertig, fehlten noch die Halsketten und Bilder vom Guru, die wir während des Zuges trugen. Sogar Autogrammkarten haben wir gemacht. Dann wurde der Wagen gebaut und verdammt bunt angemalt. Ein Thron wurde gebaut und Guru Hermann hat sich nach Weihnachten nicht mehr rasiert.
Guru Hermann
Guru Hermann 1992 in Arloff
So kam er echt gut rüber und wir haben uns köstlich amüsiert. Es wurde ein Rosenmontagszug, den wir so schnell nicht wieder vergessen sollten. Einige hatten nach dem Umzug blaue Knie vom Kniefall vor dem Meister, andere waren heiser vom 'Guru Hermann' rufen.
Die Entweihung
Samstag der 28. März 1992 sollte unser letzter Abend im alten Übungsraum sein.
Es war zwar kein schöner Anlass, aber alle waren gekommen, um mit uns diesen Abend zu genießen. In gemütlicher Runde wurden nochmal die Stücke gespielt, die wir seit 1984 hier erarbeitet hatten. Wir begannen mit "D3000", "Up and down" und „Discrimination". Darauf folgten die Stücke mit Dirk am Saxophon, "17 B Fisher", "Loneliness" und "Gut drauf". Fix und Helga waren natürlich auch gekommen, um an unserer Entweihungsparty teilzunehmen. So saß dann Fix nochmal am Schlagzeug, Helga hatte ihren Bass nochmal ausgepackt und wir spielten dann mit unseren Gründungsmitglieder das Stück "Horizon" von unserer Single, mit Verstärkung von Bruno und Dirk.
Bruno war natürlich auch gekommen und hatte auch seinen Sohn Boris mitgebracht, der auch eine kurze Zeit mit Black Rose gespielt hatte. Wir spielten jetzt „Black Light" mit Bruno und Dirk an der Gitarre und Boris am Schlagzeug. Zwischendurch haben wir immer kurze Pausen gemacht und uns über so manche Erinnerung an unseren Proberaum köstlich amüsiert. Dann ging es weiter mit "First approach", "Walking", einem improvisierten Blues und "A night like this".
Party
Teil 1 (2:52)
relativ dunkel
Teil 2 (6:22)
auch ziemlich dunkel
Teil3 (5:00)
immer noch dunkel
Teil 4 (8:55)
Andres Drum-Solo
Um Mitternacht erschienen wir als Black Rose Mönche. Untermalt von der Filmmusik „Spiel mir das Lied vom Tod" von Ennio Morricone verteilten wir Kerzen und eine Todesanzeige von unserem geliebten Proberaum. Fix schrieb währenddessen mit schwarzer Farbe „Marie ist doch doof" an die Decke unseres Proberaum. Wir wären ja gerne in unserem Proberaum geblieben, aber durch den Neubau des Hotels sah sich Familie Schmitz gezwungen, uns zu kündigen, da zu befürchten war, das die Hotelgäste durch unsere Musik nicht die nötige Ruhe in ihren Zimmer hätten. Ich ließ also nochmal unsere Zeit im Proberaum Revue passieren und erzählte, was sich in den vergangenen Jahren alles so abgespielt hatte. Ob die Renovierung oder der Wassereinbruch kurz nachdem wir fertig waren, die ersten Auftritte oder Partys, die Aufnahme unserer Single, Roulette Abende und und und. Anschließend spielten wir nochmal unser allererstes Stück „Tonya" und danach kam Andre mit seinem Schlagzeug-Solo. Dann ließen wir den Abend bis zum frühen Morgen ausklingen.
Mönche
um Mitternacht verabschieden die Black Rose Mönche den Übungsraum
Nach unserer Entweihungsparty blieben uns noch drei Tage, um den Probenraum leer zu räumen. Unsere Sitzgarnituren und andere Kleinigkeiten konnten wir auf den Sperrmüll loswerden, andere Sachen wurden verteilt. Wir besorgten noch einen Anhänger und verstauten unsere Sachen überall wo noch Platz war.
Wir trafen uns danach dienstags bei Achim in Köln und freitags bei mir in Kirspenich. Jeder hatte sein Equipment aufgebaut mit Computer und Cubase und so konnten wir erst mal weiter an unseren Stücken arbeiten. Aber ohne Proberaum war schon doof.
Wir hörten uns um und haben uns auch verschiedene Räumlichkeiten angeschaut. Einmal waren wir in der ehemaligen Tuchfabrik in Euskirchen. Mittlerweile haben sich dort viele Firmen niedergelassen, aber 1992 waren dort nur leere Hallen und uns war das auch nicht sicher genug. Equipment mit all seinen Sachen wie PA, Mischpult, Synthesizer, Gitarrenverstärker, Mikrophone usw. waren zu dieser Zeit erheblich teurer als heute und wenn man die Sachen versichern wollte, war das einfach zu teuer. Also mussten wir weiter suchen, in der Hoffnung irgendwann wieder so einen tollen Proberaum zu finden wie in Arloff.
Überreste
die Überreste des alten Übungsraums
Die Entweihung - 108 Fotos
Fotos der Entweihungsfete Teil 1
Fotos der Entweihungsfete Teil 2
Fotos der Entweihungsfete Teil 3
This is the End ( im Hühnerstall )
 
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